Offener Brief an Frau Mag. R. M.!

Bad Ischl, 09.01.03

Liebe Ruzica,

Beim letzten Treffen der "Frauen einer Welt" am 16.12.2002 hast du in meiner Abwesenheit den Frauen erklärt, dass es nicht gut ist, dass die Adresse einer anderen Gruppe auf dem Prospekt der "Frauen einer Welt" steht und später hast du verdeutlicht das die Volkshilfe es nicht richtig findet dass mein Name aber insbesondere die Kontaktadresse des "Begegnungszentrums für aktive Gewaltlosigkeit", auf unseren Prospekt steht. Telefonisch hast du mir später auch mitgeteilt dein Chef will dass du die Presseaussendungen nur mehr vom Büro der Volkshilfe aus versenden solltest da sonst meine Adresse aufscheint. Ich habe es so verstanden dass dies deine berufliche Karriere bei der Volkshilfe schaden könnte. Da du mich darüber vorher nie informiert hast, halte ich es für notwendig auch meine Überlegungen in der Gruppe darzulegen. Du hast jetzt kurzfristig wieder beschlossen dass wir beim nächsten Treffen der Frauen am 20.1.2003 eine Schreibwerkstatt machen obwohl du vorher noch geschrieben hattest: "Damit alles fair zu Ende geht ist es notwendig, dass wir noch einmal in der Gruppe darüber reden.Ich schlage vor, dass am 20.01.03 wir darüber reden und Schreibwerkstat absagen."

Daher sehe ich mich gezwungen, vorallem für die Frauen die erst in den letzten Monaten auf meine Einladung hin zur Gruppe gekommen sind, schriftlich meinen Standpunkt zu erläutern.

Am 07.02.2000 hast du erstmals ausländische- sowie inländische Frauen die mit einem Ausländer verheiratet sind zu einem Treffen eingeladen, mit der Absicht eine Frauengruppe zu bilden. Jeder der Frauen war eingeladen noch andere mitzubringen. So kam auch ich auf Einladung von Irmgard zum zweiten Treffen. Da es mir in der Gruppe gut gefallen hat, bin ich wieder zu den folgenden Treffen gekommen. Du hast dann versucht herauszufinden welche Fähigkeiten jede Frau hat, die sie in die Gruppe einbringen könnte. Nachdem ich schon langjährige Erfahrung in unterschiedliche Gruppen hatte, hast du mich dringend gebeten euch zu helfen. Da ich zu der Zeit neben meiner Arbeit im Begegnungszentrum und im Katholischen Bildungswerk Pfandl noch eine Ausbildung zum Sima-Trainerin absolvierte konnte ich nicht gleich zusagen ständig mitzuarbeiten. Da mir die Vielfalt in der Gruppe gut gefiel lud auch ich mehrere Frauen, darunter auch Österreicherinnen, ein mitzumachen.

Da inzwischen auch dein Arbeitsplatz bei der Volkshilfe (als Folge der Sparmaßnahmen der neue schwarz-blaue-Regierung) eingespart wurde und wir beim Katholischen Bildungswerk Förderungen für einen Deutschkurs für Ausländerinnen erhalten konnten, halfen wir dass du diese Stelle als Deutschlehrerin bekamst. Zum Auftakt des Arbeits-Jahres des KBW Pfandl war ich maßgeblich an der Organisation des Infofestes mit internationaler Begegnung beteiligt wo sich erstmals die "Frauen einer Welt" öffentlich vorstellen konnten. Miteinander haben sich viele beteiligt ein internationales Buffet herzurichten und, Jordan Kiriakov (Lebensgefährte von Lena) organisierte die internationale musikalische Umrahmung. Liliane entwarf für das Einladungsplakat ein Emblem für unsere Gruppe "Frauen einer Welt". Dieses verwendeten wir dann auch später für unsere Prospekte die wir gemeinsam entwarfen. Diese Prospekte entstanden in einem Team von Frauen.nach lange Diskussionen und Überlegungen. Da du keine private Adressen als Kontaktadressen angeben wolltest, habe ich angeboten meine Adresse vom Begegnungszentrum auch neben der von der Volkshilfe (wo du damals nur einen Tag in der Woche erreichbar warst) anzuführen. Da du damals auch noch keine e-mail Adresse hattest veröffentlichten wir auch meine e-mail Adresse.

Da das erste Fest zum Großteil von mir organisiert wurde aber doch nicht so viele Leute nach Pfandl kamen wie wir gehofft hatten, beschlossen wir später im Zentrum vom Bad Ischl (Kath. Pfarrheim) am 20.11.2000 unter dem Motto "Miteinander leben .., voneinander lernen" einen Tag der offenen Küche mit Informationsgespräche mit Werner Ringer vom Land der Menschen- "Aufeinander Zugehen OÖ" und Mag. Josef Pfeil eine eigene Veranstaltung mit einen Rahmenprogramm (Ikonenmalerei von Helena Filipescu und musikalische Untermalung) zu machen. Hier hast du sehr viele Frauen animiert mitzumachen und da entstand ein sehr großes und gutes internationales Buffet. Die Stimmung war gut und wir konnten bei diesem Fest auch wieder einige Frauen für unsere regemäßigen Treffen gewinnen.

In der Folge organisierten wir noch verschiedene Veranstaltungen auch in Kooperation mit anderen Organisationen. Bei vielen Veranstaltungen die du vorgeschlagen hattest, konntest du leider selber nicht teilnehmen.

In einem kleinen Team von Frauen versuchten wir die vielfältigen Aufgaben aufzuteilen. Kurz vor der Geburt deines Kindes hast du mich gebeten die Leitung der Gruppe zu übernehmen. Ich habe immer Rücksprache mit dir gehalten über das was wir geplant haben und habe dich immer informiert. Ich hatte das Gefühl dass wir ein Team waren worin jede Ideen einbringen konnte. Mit Ausnahme eines Abends wo ich ins Spital musste ging ich zu alle regelmäßigen Treffen. Auch wenn ich manchmal alleine war, versuchte ich immer anwesend zu sein wenn wir ein Treffen ausgemacht hatten. Wir hatten in der Zeit sehr gute Gespräche mit den wenige Frauen die auch kamen wenn kein Referent eingeladen war. Unser Gesprächsstoff ging nie aus und die Frauen hatten immer neue und gute Ideen. Nach deiner Karenz kamst du auch wieder öfter in der Gruppe und seit einigen Monaten versuchst du wieder regelmäßig zu kommen.

Da ich bei allen Treffen dabei war, wunderte es mich sehr dass du ausgerechnet bei dem Treffen für das ich mich entschuldigt hatte, da ich zu meiner Mutter nach Belgien gefahren war, du der Gruppe mitteiltest dass mein Name und vorallen das Begegnungszentrum nicht mehr auf unseren in Team ausgearbeiteten und gestalteten Prospekt erscheinen sollte. Über deine Gründe kannst du selber berichten.

Bedingt durch die Erfahrungen in letzter Zeit wo du versuchst die unabhängige Gruppe "Frauen einer Welt" autoritär unter der Volkshilfe zu führen, ist es mir nicht möglich unter deiner Leitung weiter ehrenamtlich mitzuarbeiten. Ich bin aber bereit an einer Lösung mit zu arbeiten. Da wir zwei allerdings nicht alleine über die Köpfe der Frauen hinweg über die Zukunft der unabhängige Gruppe entscheiden können und ich die geplante Schreibwerkstatt am 20.1.2003 nicht stören will, bitte ich dich und alle betroffenen Frauen nachher zu einer offenen Ausprache im Café Ramsauer von 17 h bis 19h (20.1.2003) bei der du und ich unsere Überlegungen darlegen können und alle Frauen mitentscheiden können wie es weiter gehen soll.

Ich erwarte eine baldige Antwort da ich den Raum reservieren will und in den nächsten Tagen eine Erklärung für unsere Homepage und die Presse schreiben muss und ich nicht daran interessiert bin deiner Karriere zu schaden, sondern eine für alle Beteiligten vernünftige Lösung zu finden.

Maria Reichl

Lösungsvorschlag:

Du hast gute Arbeit geleistet durch die Organisation von Deutsch- und Computerkurse und du kannst auch gut bestimmte Workshops leiten. Ich möchte dir raten dieses weiterhin zu machen und eine Gruppe unter der Volkshilfe nach deinem Konzept zu machen. Du hast ja die Räumlichkeiten im Sozialzentrum zur Verfügung.

Sollte es Frauen geben die weiterhin wie bisher in unsere unabhängige Gruppe "Frauen einer Welt" kommen wollen, bin ich weiter bereit ehrenamtlich auch für diese diverse Koordinationsarbeiten und Pressearbeit zu machen. Wir behalten weiterhin als Grundlage das gemeinsam entworfene orangenfarbene Prospekt.

Darin steht: "FRAUEN EINER WELT

Wir sind Frauen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Berufe und unterschiedlicher politischer, weltanschaulicher oder religiöser Überzeugung.

Wir wissen um die daraus entstehenden vielfältigen Probleme.

Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen.

Wir wollen einander stärken und einander helfen.

Unsere kulturellen Schätze wollen wir entdecken und unsere Erfahrungen miteinander austauschen.

Wir laden Dich ein -zu einer Reise!

Du triffst Menschen aus der ganzen Welt und gewinnst neue Freundinnen. Du kannst diskutieren, Sprachen lernen, spazieren, kochen, malen, tanzen, in der Sonne liegen und eine gute Tasse Kaffee trinken.

Wir wollen Dich kennen lernen! "

In mühevoller Kleinarbeit habe ich den Folder hergestellt. Fast alle Frauen waren irgendwie beteiligt. Jede hat "Frauen einer Welt" in ihre Muttersprache übersetzt und mit Hilfe von dir, Katharina und vorallem Liliane, die sehr viel beim Layout geholfen hat, gelang es ein von allen Frauen akzeptierten mehrsprachigen Folder zu machen. Als Beilage habe ich öfters die aktuelle Termine gedruckt und damit neue Frauen geworben.

Auch noch in den letzten Monaten habe ich immer wieder Frauen auf Grundlage dieses Folders eingeladen mitzumachen. So glaube ich, das wir diese Inhalte beibehalten sollten mit den einzigen Zusatz "unabhängige" vor "Frauen einer Welt" und wenn du als Volkshilfe-Angestellte nicht mehr darauf stehen willst, müssen wir überlegen ob andere Frauen noch ihre Adresse als Kontaktadresse angeben wollen bevor wir es neu auflegen.

Für die Volkshilfe von denen du jetzt bezahlt bist und für das Integrationsbüro das du leitest kannst du einen eigenen Folder machen worin dann die Ziele und Schwerpunkte die du in deinen Bericht angeführt hast stehen. Meiner Meinung nach wäre dies eine für alle akzeptable Lösung. Ich möchte aber die Meinungen aller anderen Frauen, auch deiner, dazu noch hören.

Maria Reichl, Bad Ischl 9.1.2003

Antwort auf Offener Brief mit Klarstellung der Volkshilfe Oberösterreich

Anwort von M. Reichl an die Volkshilfe

Am 20. 1. 2003 fand eine Zellteilung statt. Es gibt ab sofort eine unabhängige und eine von der Volkshilfe abhängige Gruppe.

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Updated on the internet by M. Reichl 22.01.2003